Ich wusste von dem Moment an, in dem ich ins Flugzeug von Hamburg nach New York, in mein neues Heimatland für die nächsten 13 Monate, einstieg, dass ich nicht als dieselbe Person zurückkehren würde. Ich wusste ich werde mich verändern - das weiß jedes Au Pair, zukünftiges Au Pair oder Freunde eines Au Pairs. Was ich jedoch nie gedacht hätte ist, dass diese 13 Monate mein Handeln; Denken; Leben so beeinflussen können.
Wenn man jemanden fragt: „Warum bist du ein Au Pair geworden?“ ist die Antwort meistens: „Ich liebe Kinder, möchte Reisen und mein Englisch verbessern.“ Obwohl ich Kinder liebe und auf jeden Fall viel Reisen wollte, war der eigentliche Grund, warum ich Au Pair werden wollte war, dass ich nicht sofort studieren und das Jahr trotzdem irgendwie füllen wollte – am liebsten mit Reisen. Work and Travel in Australien oder wo auch immer war mir viel zu teuer und ich hatte irgendwie schon seit ich 12 war die Idee im Kopf ein Au Pair zu werden. Also dachte ich mir „Warum nicht? Sign me up.“
Ich gebe zu anfangs war ich nur mittelmäßig begeistert. Ich habe mir eher gedacht „okay cool, ich werde reisen, hoffentlich eine nette Familie finden und Spaß haben!“ Die wirkliche Begeisterung kam ein paar Wochen später, als ich meine Gastfamilie auf eine extravagante Art und Weise fand. Ich sag‘s kurz und knackig mal so: Das Schicksal wollte es so. Ich habe an einem Mittwoch die erste Email verschickt und am Sonntag haben wir gematched. Mit dem Kennenlernen dieser uuuuuuunglaublichen Gastfamilie verdreifachte sich meine Vorfreude. Alle meine Freunde würden das direkt unterschreiben - und mussten ertragen, dass ich ihnen ständig Bilder von meiner Gastfamilie und vorallendingen von meinem süßen kleinen Gastjungen unter die Nase hielt. Ich war plötzlich so so so aufgeregt das nächste Jahr mit diesen tollen Menschen, mit den gleichen Ansichten und Werten, zu verbringen. In San Diego, in dieser tollen Stadt, mit dem süßesten Baby (er ist mittlerweile fast 4, wir nennen ihn immernoch Baby), mit einer Familie, die Essen genau so sehr schätzt wie ich - und mindestens genau so viel isst wie ich.
Viele Leute haben mich gefragt, warum ich Cultural Care gewählt habe. Alles in allem, weil alles – vom ersten Kennenlerntreffen bis hin zur Bewerbung – so reibungslos verlaufen ist. Sie waren sehr engagiert und ich habe mich sehr gut beraten gefühlt während des gesamten Prozesses. Ich hatte das ganze Jahr über keine Probleme mit Cultural Care.
Jedes Au Pair weiß, dass man lockerflockig dort fließend Englisch lernt und eigenständiger, reifer und selbstbewusster wird. Das alles passiert einfach, wenn man ohne seine Freunde oder Familie in ein fremdes Land zieht.
Selbstverständlich wurde ich auch eigenständiger, reifer, selbstbewusster und besser im Englisch sprechen. Von dem Moment an, wo ich nicht mehr meine Mutti in der Nähe hatte, musste ich eben selber erwachsen werden und Dinge tun, wie zum Beispiel einen Bank Account eröffnen, mein Geld selber verwalten, Steuern zahlen, Urlaube planen und Sachen entscheiden ohne meine Mutti zu fragen, was sie machen würde. Das Schwerste für mich persönlich war, als ich mir während meines Au Pair Jahres ein Piercing stechen ließ, das sich so stark entzündete, dass ich zu zwei verschiedenen Ärzten gehen musste. Die schickten mich direkt in die Notaufnahme, wo die Ärzte es tatsache herausschneiden mussten. (Fun Fact: An meinem Geburtstag.) Ich musste mich um den ganzen Papierkram kümmern und ständig mit der Versicherung und dem Krankenhaus telefonieren.. Ganz zu Schweigen von der noch offenen über $2,000 hohen Krankenhausrechnung. Ihr ahnt nicht, wie mich das gestresst hat. Man braucht wohl nicht zu erwähnen, dass ich sehr viel geweint habe. Und dann noch ein bisschen mehr. Aaaaaber mittlerweile sieht mein Ohr wieder normal aus, die Krankenhausrechnungen wurden (glücklicherweise) größtenteils von meiner Versicherung übernommen und ich musste letztendlich davon nur $50 zahlen. (Sobald der Brief in meinen Händen war habe ich innerhalb von 24 Stunden Flüge nach Hawaii gebucht). Jetzt habe ich eine gute Geschichte für Parties. Diese ganze Erfahrung hat mich gelehrt mich auf das Gute zu konzentrieren, ruhig zu bleiben, Dinge einfach anzupacken und auf meine Mutti zu hören, wenn sie sagt, dass ich mir auf keinen Fall noch ein Piercing stechen lassen sollte. Und das war nur eine von vielen Situationen in den USA in denen ich etwas über mich gelernt habe.
Aber was mich wirklich am meisten verändert hat, ist nicht nur die Erfahrung selbständig zu werden oder der erfüllte Traum vom vielen Reisen, sondern die Menschen, die ich auf dem Weg getroffen habe. In Deutschland lebte ich in dem gleichen kleinen Ort, in dem ich auch aufgewachsen bin, umgeben von den gleichen Menschen, die ich seit Jahren kenne. Jede Person, die du in dein Leben lässt wird dich verändern. Neben den Menschen in Deutschland, die mich wundervoll erzogen haben, haben meine Freunde in den USA durch ihre Geschichten, Umarmungen und Persönlichkeiten dazu beigetragen, dass ich mich zu der Person entwickeln konnte die ich sein möchte.
Ich will so fleißig und mutig sein wie meine Gastmutter Rachel, die manchmal 15 Stunden am Tag an ihrem Schreibtisch saß, um für eine non-profit Tierschutz Oranisation zu arbeiten. Sie macht alles dafür Gutes zu tun, während sie gleichzeitig noch die Familienangelegenheiten managed und jedes Problem innerhalb von zwei Minuten und 15 Sekunden löst.
Ich will so zielstrebig sein wie Suzanne, die es sich in den Kopf gesetzt hatte 30 kg in 6 Monaten in den USA abzunehmen. Und es auch geschafft hat. Fun Fact: Ich habe einmal auf einer Party geweint, weil ich so unglaublich stolz auf sie war. Und bin.
Ich will so liebenswürdig zu meinen Mitmenschen sein, wie Sarai. Ich will so von mir überzeugt sein wie Belinda. Ich will, wie Mona, jeden Tag so leben, als wäre es mein letzter.
Ich will so freudestrahlend sein wie Lara und Caro, die es immer schaffen mich zum Lachen zu bringen. Ich halte immer noch Leuten mein Handy unter die Nase, zeige ihnen deren Instagram Account und sage: „ Ok Freunde, habt ihr schonmal jemand süßeren gesehen???“ Ich will so ehrlich zu mir selbst und so aufmunternd sein wie Lynne, die immer noch und für immer eine meiner besten Freundinnen sein wird. Sie ist immer für mich da und muntert mich einfach immer auf – und macht all mein Hab und Gut kaputt. (Ich weiß, dass du das ließt, hab dich lieb!) Ich will so abenteuerlustig sein wie Jessica, die im Alter von 35 plötzlich für ein paar Monate alleine nach Thailand gegangen ist und dann plötzlich überall in der Welt war und so das Leben genossen hat. Wir waren zusammen in Mexico, Hawaii und auf Sizilien. Wir fragen uns nie wann wir uns wieder sehen, sondern wo.
Alle diese Menschen haben mich während diesen 13 Monaten in den USA geprägt und haben mich zu der Person gemacht, die ich sein wollte und noch so viel mehr. Sie prägen mich heute noch. Dank meines Au Pair Jahres bin ich heute eine bessere Freundin, bin produktiver, schiebe weniger auf, kümmere mich mehr, treffe gute Entscheidungen, bin positiver, spontaner, reifer, zielstrebiger, mutiger, und selbstbewusster. Alles in allem bin ich eine bessere Version von mir selbst geworden.